Von Hirntumorforschung bis Inklusion
Mehdorn Stiftung vergibt 29.000 Euro für zukunftsweisende Projekte

Seit 20 Jahren fördert die Familie Mehdorn Stiftung (FMS) Projekte in den Bereichen Neurochirurgische Forschung und Interkulturelle Kommunikation. Mit den Förderpreisen 2025 würdigt die Stiftung drei Projekte aus der Neurochirurgie und vier Initiativen, die sich für Austausch und gesellschaftlichen Zusammenhalt engagieren. Die Förderpreise sind insgesamt mit 29.000 Euro dotiert und leisten einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Innovation und zur Verständigung in Europa.

Von innovativen Methoden zur Verbesserung der Erfolgschancen von Hirntumor-Operationen bis zu einem deutsch-französischen Austausch für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen: Die FMS fördert eine große inhaltliche Bandbreite von Projekten. „Es ist uns wichtig, dass die Projekte konkrete Benefits für die Menschen erbringen – sowohl im hochspezialisierten medizinischen Bereich der Neurochirurgie wie auch beim kulturellen Austausch“, sagt Professor Dr. med. Maximilian Mehdorn, FMS-Gründer und ehemaliger Direktor der Kieler Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.

Mit einer Gesamtfördersumme von 29.000 Euro unterstützt die ehrenamtlich geführte Kieler Stiftung 7 Projekte aus den beiden Förderbereichen. „Wir freuen uns, dass sich so viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie engagierte Initiativen, die Impulse für medizinischen Fortschritt und ein offenes Europa setzen, um eine Förderung beworben haben“, so FMS-Mitgründerin Dr. phil. Margarete Mehdorn.

Junge Forschende in der Neurochirurgie und ehrenamtlich im Austausch zwischen Deutschland und Frankreich Engagierte zu unterstützen, war die Motivation, weshalb Maximilian und Margarete Mehdorn die Stiftung vor 20 Jahren ins Leben riefen. Seitdem hat die Stiftung insgesamt über 400.000 Euro an Fördergeldern ausgeschüttet.

Der Einladung zur Förderpreisverleihung am Samstag, 26.4.2025 im eindrucksvollen historischen Ambiente des Kieler Forums für Baukultur waren mehr als 100 Interessenten, Freunde und Förderer der FMS zusammengekommen. Für den musikalische Einstimmung sorgte der Jugendchor der Kirchengemeinde Schleswig unter Leitung der letztjährigen Preisträgerin Domkantorin Mahela T. Reichstatt. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Stiftung würdigte die Stellvertretende Stadtpräsidentin der Landeshauptstadt Kiel Antje Möller-Neustock in ihrem Grußwort das ehrenamtliche Engagement der Familie mit der Stiftung seit nunmehr 20 Jahren.  Prof. Dr. mult. Nikolaus Knoepffler, Leiter des Bereichs Ethik in den Wissenschaften und Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Jena, beeindruckte mit seinem Festvortrag zum Thema "Ethik und Kultur“ mit umfassendem Wissen, differenzierter und anschaulicher Analyse der kulturellen Hintergründe ethischer Bewertungen nicht nur im medizinischen Bereich und zeigte auf, welche wesentliche Rolle der Religion dabei zukommt, die eine Gesellschaft über Jahrhunderte geprägt hat. Er hob aber auch hervor, dass es aber Grundrechte und -freiheiten gäbe, nach denen  alle Menschen überall streben und die sie für sich einfordern würden, wenn sie nicht respektiert werden. Er verwies abschließend auf die Verantwortung  jedes Einzelnen, ethische Entscheidungen auf der Grundlage einer möglichst differenzierten Betrachtung einer Gesamtsituation zu treffen. Im Anschluss befragte PD Dr. Anne-Sophie Mehdorn die Preisträger des letzten Jahres zu den Ergebnissen Ihrer Projekte bevor sie zusammen mit PD Dr. Matthias Mehdorn den Preisträgern 2025 die Urkunden überreichten. Der Festakt klang aus mit der Europa-Hymne. Im Anschluss lud die Stifterfamilie zum Imbiss, bei dem es nach diesem vielfältigen Programm ausreichend Gesprächsstoff für die zahlreichen Gäste gab.

2025 ausgezeichnete Projekte im Bereich Neurochirurgische Forschung

Intraoperative Epigenetik: Neue Möglichkeiten in der Hirntumorbehandlung
Dr. med. Laszlo Barany, Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinik ErlangenFördersumme: 10.000€

Das Projekt „Intraoperative epigenetic profiling for molecular-guided neurosurgery“ von Dr. Laszlo Barany beschäftigt sich mit einer Technik, der sogenannten Nanopore-Sequenzierung. Sie ermöglicht es, noch während der Operation an Hirntumoren das genetische und epigenetische Profil des Tumors zu bestimmen. So kann die Behandlung direkt im Operationssaal an die individuelle Tumorbiologie angepasst werden.

Ziel ist, die Eingriffe sicherer zu machen und die Therapiechancen für die Betroffenen zu erhöhen. „Dieses Vorhaben kann die Erfolgschancen von Tumor-Operationen deutlich erhöhen und damit die Neurochirurgie insgesamt deutlich voranbringen“, hebt Professor Dr. med. Maximilian Mehdorn die innovative Methode hervor. So könne die Forschung ganz konkrete Verbesserungen für Patientinnen und Patienten bringen.

Immuntherapie und Zellstress: Neue Wege bei Hochrisiko-Gliomen
Dr. med. Christoph Kraemer, Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Fördersumme: 8.000 €

Das Forschungsteam um Dr. Christoph Kraemer widmet sich der Rolle von T-Zellen bei niedriggradigen Gliomen, einer Form von Hirntumoren, die häufig jüngere Menschen betrifft. Mithilfe moderner Sequenzierungs- und Bildgebungsverfahren analysieren die Forschenden, wie sich das Immunsystem bei Tumorwachstum verändert und welche Therapieansätze sich daraus ableiten lassen. Ziel ist es, neue Ansätze für eine immunbasierte und personalisierte Therapie zu entwickeln.

„Die detaillierte Erforschung der Immunantwort bei Gliomen ist ein wichtiger Schritt, um langfristig personalisierte Therapien bei dieser Tumro-Art zu ermöglichen“, so Professor Mehdorn. Gerade für jüngere Patientinnen und Patienten eröffne dieser Ansatz neue therapeutische Perspektiven.

Oxidativer Stress und Therapieresistenz bei Hirntumoren
Dr. med. Eric Freund, Department für Neurochirurgie, Medizinische Universität Wien & Dr. Lea-Katharina Miebach, Leibniz Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP), Greifswald, Fördersumme: 5.000 €

Die Behandlung bösartiger Hirntumoren hält nach wie vor zahlreiche Herausforderungen bereit, vor allem wegen der hohen Therapieresistenz. Das Forschungsvorhaben von Dr. Eric Freund und Dr. Lea-Katharina Miebach untersucht eine innovative Methode: die Behandlung von Tumorzellen mit medizinischem Gasplasma soll oxidativen Stress in den Zellen verursachen. So will das Forschenden-Duo zum einen untersuchen, wie die Tumorzellen auf diesen zusätzlichen oxidativen Stress reagieren und ob sich dadurch ihre Widerstandsfähigkeit gegen Behandlungen überwinden lässt.

Daneben wollen sie neue Kombinationsstrategien mit Chemotherapie und Strahlentherapie entwickeln und die Wirksamkeit gängiger Behandlungen verbessern. „Tumorzellen unter oxidativen Stress zu versetzen, um sie so anfälliger für Chemotherapien oder Bestrahlung zu machen, ist ein vielversprechender Ansatz, um die Wirksamkeit etablierter Therapien zu steigern“, erklärt Professor Mehdorn.

Starke Impulse für Interkulturelle Kommunikation

Inklusion leben: Interkultureller Austausch für Menschen mit Beeinträchtigung
Marie-Lu Matzke, Deutsch-Französische Gesellschaft Bielefeld e.V., Fördersumme: 3.000 Euro

Mit dem Projekt „Les Papillons Blancs“ wird erstmals ein inklusiver Austausch für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen zwischen Bielefeld und Concarneau (Frankreich) realisiert. Ziel ist die gesellschaftliche Teilhabe durch gemeinsame Aktivitäten wie Sport, Kultur und Digitalisierung. Die Initiative will nachhaltige Strukturen für Inklusion schaffen und für ein Europa der Vielfalt sensibilisieren. „Dieses Projekt zeigt, wie gelebte Inklusion über Grenzen hinweg funktionieren und echte Begegnungen schaffen kann. Es stärkt die Teilhabe und das Verständnis zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung“, so Dr. Margarete Mehdorn.

Freundschaft gestalten: Corporate Design für Partnerschaftsverein
Markus Marzinzik, Freundschaft ohne Grenzen e.V., Leinsweiler, Fördersumme: 1.200 Euro

Der Verein „Freundschaft ohne Grenzen“ baut eine Partnerschaft zwischen Leinsweiler in der Pfalz und Noyers-sur-Serein in Burgund auf. Mit dem Förderpreis wird die Entwicklung eines professionellen Erscheinungsbilds und einer Kommunikationsstrategie unterstützt. Das Ziel: Mehr Sichtbarkeit für die deutsch-französische Freundschaft auf lokaler Ebene und nachhaltige Mitgliedergewinnung. „Engagement für interkulturellen Austausch beginnt im Kleinen. Mit diesem Projekt erhält der noch junge deutsch-französische Partnerschaftsverein ein modernes Gesicht und ein Fundament für langfristige Zusammenarbeit“, sagt die gebürtige Pfälzerin Dr. Mehdorn.

Websiten-Relaunch für den Verband der Deutsch-Französischen Chöre
Prof. Dr. Elisabeth Arend, Verband der Deutsch-Französischen Chöre, Fördersumme: 1.000 Euro 

Der Verband der Deutsch-Französischen Chöre baut musikalische Brücken über Ländergrenzen hinweg. Die veraltete Webseite wird nun durch einen modernen, mehrsprachigen und barrierearmen Internetauftritt ersetzt. So will der Verband seine Aktivitäten sichtbarer machen und die europäische Vernetzung der Chöre stärken. „Eine lebendige Verbandskultur lebt von Kommunikation. Mit dem Webseitenprojekt wird die Vielfalt der Chöre sichtbar und europäische Verständigung digital erfahrbar“, würdigt Dr. Mehdorn das Projekt.

Klimagerechtigkeit erforschen: Feministische Perspektiven in Bordeaux
Mattea Eschenmann, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Fördersumme : 800 Euro

 

Wie wirkt sich der kommunale Hitzeschutz auf soziale Gerechtigkeit aus? Mattea Eschenmann untersucht diese Frage aus intersektionaler und feministischer Perspektive in Bordeaux. Ihre Feldforschung soll dazu beitragen, soziale Ungleichheiten im Umgang mit Klimafolgen sichtbar zu machen und internationale Forschungskooperationen zu stärken. „Mit seinem Notfallplan für Hitzewellen hat Frankreich Vorblidfunktion in Europa. Gerade Klimaforschung braucht interkulturelle und diverse Perspektiven. Dieses Projekt verbindet Wissenschaft, Engagement und europäischen Austausch auf vorbildliche Weise“, sagt Dr. Margarete Mehdorn.

Die Stiftung gratuliert allen Preisträgern nochmals und wünscht viel Erfolg bei der Umsetzung der Projekte!    AM u. MM